Die Geschichte eines Künstlernamen
 
Das Pseudonym leitet sich von Prometheus ab und beinhaltet ein kleines Wortspiel, denn "Pyr" ist ein griechisches Präfix mit der Bedeutung "Feuer". Um zu verstehen, warum sich Markus nun für Pyrometheus entschieden hat, ist ein Blick in die Sage und den gleichnamigen Komplex nach Bachelard innerhalb der Psychologie erforderlich.
 
Auf dt. übersetzt bedeutet Prometheus soviel wie "der Vorausdenkende". In der griechischen Mythologie gilt er als Freund und Kulturstifter der Menschheit. Seine Herkunft ist zwar nicht göttlich, aber titanisch, was ihn zum Mitglied eines mächtigen Göttergeschlechtes macht. Aufgrund der Sage wird er auch als Feuerbringer (Pyrphoros) bezeichnet.
 

Die Prometheus-Sage
 
PrometheusAufgrund einer betrügerischen Vorgeschichte zum Wohle der Menschheit war der Göttervater Zeus zornig und entzog den Menschen zur Strafe das Feuer. Prometheus, der Freund der Menschen, stieg daraufhin in den Olymp, um ein Holzstück am funkensprühenden Sonnenwagen des Helios zu entzünden und den Menschen das Feuer wiederzubringen. Mit seiner lodernden Fackel kehrte er zurück und setzte einen Holzstoß in Flammen.
 
Zeus, dem diese Aktion gar nicht gefiel, wollte Rache. So befahl er seinem Sohn Hephaistos, das Trugbild einer schönen Frau zu gestalten. Dieses Trugbild wurde durch Athene mit einem Gewand aus Blumen geschmückt. Hermes verlieh ihr zudem eine bezaubernd schöne Sprache und Aphrodite schenkte ihr einen besonderen Liebesreiz. Das Trugbild dieser schönen Jungfrau nannte man Pandora, die Allbeschenkte. Bevor Zeus mit ihr zur Erde herab stieg, übergab er ihr eine Büchse, in die jeder Göttliche eine unheilbringende Gabe eingeschlossen hatte. Auf der Erde angekommen übergab er Pandora als Geschenk an Epimetheus ("der Nachherdenkende"), dem Bruder des Prometheus. Dieser hatte zwar von Prometheus eine Warnung erhalten, nahm die Jungfrau aber dennoch auf. Dann öffnete sie den Deckel der Büchse und alle unheilbringenden Gaben kamen heraus. Nur die Hoffnung blieb der Sage nach in der Büchse zurück, als sie den Deckel schnell wieder schloss. Seit diesem Tag werden die Menschen Tag und Nacht von Fieberkrankheiten, Leiden und plötzlichem Tod heimgesucht.
 
Doch nicht nur die Menschen sollten für die Wiedererlangung des Feuers bestraft werden, sondern auch Prometheus selbst. So lies Zeus ihn in Gefangenschaft nehmen und ihn in die schlimmste Einöde des kaukasischen Gebirges schleppen. Dort wurde er an einen Felsen über einem Abgrund gefesselt. Ohne Schlaf und Nahrung musste Prometheus dort ausharren. Um sein Leid noch zu vergrößern, kam jeden Tag ein Adler und fraß von seiner Leber, die sich jedoch, weil er unsterblich war, immer wieder erneuerte. Prometheus flehte um Gnade, aber Zeus blieb unerbitterlich. Viele Jahrhunderte dauerte seine Qual, bis schließlich Herakles ihn voller Mitgefühl erlöste.
 
Die Sage lässt erkennen, dass zwischen den Göttern und den Menschen eine Rivalität herrschte. Dabei waren die Götter die Mächtigen und die Menschen die Machtlosen. Es scheint verständlich, dass die Menschen sein wollten wie die Götter. Diese hingegen wollten ihre Macht nicht teilen. Der Besitz des Feuers hob den Menschen nicht nur endgültig vom Tier ab, sondern er gab ihnen auch gottähnliche Macht. Dies wollte Zeus verhindern und so entzog er den Menschen das Feuer. Dies stellte den Menschen vor ein Problem. "Wollte der Mensch Mensch bleiben, mußte er das Feuer stehlen oder stehlen lassen durch den Vorausdenker Prometheus" (Ell, 1983, S. 31).
 

Der Prometheus-Komplex
 
In Anlehnung an die Sage beschreibt der Prometheus-Komplex ein psychologisches Phänomen. Mit entwicklungspsychologischer Berechtigung darf für die heutige Zeit davon gesprochen werden, dass aus der Sicht des Kindes der Vater in der Familie eine ähnliche Rolle wie der Göttervater in der griechischen Mythologie einnimmt. Das Wort "Vater" ist in diesem Zusammenhang als Symbol für die elterliche Macht zu verstehen und schließt somit die Mutter mit ein.
 
Die Rivalität, die zwischen Menschen und Göttern besteht, wird hier übersetzt in die Rivalität zwischen Kindern und Eltern. Eltern sind die ersten Menschen mit denen sich ein Kind aktiv auseinander setzt und an denen es sich orientiert. In den Phasen ihrer Entwicklung kopieren sie das Verhalten der Eltern und sind bestrebt so zu sein wie sie. Dabei kommt es jedoch immer wieder zu Differenzen zwischen den Ansichten der Kinder und denen der Eltern. Ähnlich wie die Götter, die den Menschen das Feuer entzogen haben, verhalten sich auch die Eltern, indem sie den Feuerbesitz ihrer Kinder häufig gar nicht erst zulassen. Sie verbieten und sanktionieren ihn.
 
Es liegt jedoch in der Natur der Kinder das Feuer erfahren zu wollen. Dieser Drang scheint beim Blick in die Literatur jedoch bei Jungen stärker ausgeprägt zu sein als bei Mädchen. Weil sich die Kinder noch zu machtlos fühlen, um den Eltern auf einer gleichwertigen Ebene zu begegnen, muss "der Prometheus in den Herzen der Kinder den Eltern das Feuer stehlen" (Ell, 1983, S. 37). Anders ausgedrückt bedeutet dies, wenn die Kinder ihre Feuererfahrung nicht ganz offen (unter Aufsicht und Schutz der Eltern) machen dürfen, müssen sie es heimlich tun (z. B. in der Deckenhöhle oder hinter der Gardine), denn schließlich wollen sie die gleiche Kompetenz erwerben, wie ihre elterlichen Vorbilder oder sie gar übertreffen. Gaston Bachelard spricht in diesem Zusammenhang auch vom Willen zur Intellektualität. Das hier beschriebene Verhalten der Kinder wird als Prometheus-Komplex bezeichnet.
 
In der Entwicklung von Markus war es ähnlich. Auch er hatte den Wunsch das Feuer kennen zu lernen, aber es wurde ihm lange Zeit verboten. Schließlich setzte er sich über die herrschenden Gebote seiner Eltern hinweg und machte bereits als Kind erste eigene Erfahrungen, die glücklicherweise immer kontrolliert blieben. Sein Wunsch das Feuer zu studieren wurde immer größer und so war sein Weg vorgeprägt.
 
Als er schließlich Mitte zwanzig die Möglichkeit hatte auf künstlerische Art mit dem Feuer zu spielen und mit den Flammen zu tanzen, gab es für ihn keinen anderen Weg. Er wollte das Feuer und daher passt der Name Prometheus wie die berühmte Faust auf's Auge. Durch das Hinzufügen des Y, bildete sich das Präfix "Pyr" mit der Bedeutung Feuer, sodass das Wortspiel perfekt ist.
 
Pyrometheus - kein einfacher Name, sondern ein Pseudonym mit Geschichte und Tiefgang!
 
 

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